Wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa richteten sich die Augen der Weltöffentlichkeit auf Nürnberg. Im Justizpalast in der Fürther Straße begann der sogenannte Hauptkriegsverbrecherprozess gegen führende Köpfe des besiegten „Dritten Reichs“: Politiker, Parteiführer, Wirtschaftslenker und Generäle. Das erste Mal trat ein Internationaler Gerichtshof zusammen, zum ersten Mal mussten sich Staatsmänner vor Gericht dafür verantworten, Krieg geführt und Kriegsverbrechen begangen zu haben. Die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion führten den Prozess gemeinsam durch. Die Grundlage bildete eine Vielzahl internationaler Verträge, in denen sich das Deutsche Reich und andere Staaten zu Frieden verpflichtet hatten. Das Gerichtsverfahren war ein Novum in der Weltgeschichte und gleichzeitig das Ende der brüchigen Anti-Hitler-Koalition, die nach dem Prozessende im Herbst 1946 in den West- und Ostblock zerfiel.
Das Memorium Nürnberger Prozesse wurde 2010 am originalen Schauplatz eröffnet. Im Ostbau des Justizpalasts in der Bärenschanzstraße 72 zeigt eine Ausstellung den Ablauf des Hauptkriegsverbrecherprozesses und der zwölf „Nachfolgeprozesse“, die bis 1949 dort stattfanden. Außerdem wird dargestellt, inwiefern Nürnberg Vorbild für den 1998 gegründeten Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag war.
Nürnberg als Vorbild für den 1998 gegründeten Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag
Der Autor: Dr. Pascal Metzger ist Historiker und hauptamtlicher Mitarbeiter bei Geschichte Für Alle e.V. . Der Verein steht seit über 30 Jahren für eine moderne, kritische und kontroverse Auseinandersetzung mit Geschichte und vermittelt dies v.a. durch Rundgänge in Nürnberg, Fürth, Erlangen und Bamberg. Auch für Gostenhof hat Geschichte Für Alle spannende Stadtteilführungen im Programm. Weitere Informationen und Buchung unter www.geschichte-fuer-alle.de
T: Dr. Pascal Metzger · B: Christine Dierenbach · National Archives, College Park, MD, USA